Sonntag, 27. September 2015
Die Grundausbildung ist zu Ende, ich habe meinen Platz in der Stammeinheit eingenommen und sitze nun Zuhause im heimischen Bett und erinnere mich an eine verdammt geile Zeit. Viele sagten mir während der Grundausbildung, dass wir irgendwann daran zurückdenken und eben diese Zeit vermissen. Ich habe es nicht geglaubt, und ich denke, keiner hat das. Das frühe Aufstehen, die aufreibenden Tätigkeiten, der tägliche Dummfick - wie könnte man das jemals vermissen? Einige führten sogar einen Kalender und kreuzten jeden Tag an, der abgelaufen war. Jeder freute sich auf den Tag, wenn das Leiden endlich ein Ende haben würde. Das hat es jetzt. Der Charlie-Zug ist in alle Winde verstreut, das Leben ist für die meisten doch entspannter geworden, es gibt neue Kameraden und viele neue Eindrücke.
Und ich hätte niemals gedacht, dass ich meine Stubenkameraden so sehr vermissen würde, war mir doch Privatsphäre während der AGA ein hoch vermisstes Gut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Gebrüll beim Sport vermissen würde - das Team, welches wir waren. Sogar das Biwak, das ich zum Kotzen fand, während ich da draußen im Regen saß und Hunger hatte und müde war. Glaubt einfach daran, wenn ich sage, dass die AGA die beste Zeit ist. Und dass man, selbst wenn man in jener Zeit merkt, dass die Bundeswehr nicht das Richtige für einen ist, doch immerhin diese drei Monate durchziehen sollte, denn dahinter stecken gute Erinnerungen, ein tiefer Stolz und eine wahnsinnige Erfahrung. Es war eine geile Zeit, und ich bin nicht wenig nostalgisch, dass sie nun zu Ende ist. Wenn ich an all die Momente denke, in denen ein Kamerad scheiße gebaut hat, der ganze Zug dafür geradestehen musste und alle angepisst waren. Wenn ich daran denke, dass ein Kamerad sein Gewehr im Wald hat stehen lassen und zur Strafe mit dem Klappspaten 'schießen' musste. Wenn ich daran denke, wie ein Kamerad dem Ausbilder ausversehen vor Schreck erschoss - natürlich nur mit Manövermunition. Oder wie ein anderer Kamerad beinahe den Hauptmann verprügelte, weil der ihn des Nachts beim Pinkeln überraschte.
Wenn ich mich an Kamerad Stumpf erinnere, der doch keine Arme und Beine hat und dennoch liebend gern Sport macht. Und an die Male beim Sport, als wir an die Grenzen kamen und doch als Team funktionierten. Ja, oh ja, es war eine geile Zeit, trotz aller Höhen und Tiefen. Und jetzt, wenn ich meine ersten Beiträge hier lese, nun weit erfahrener und klüger, kann ich eigentlich nur über mich selbst schmunzeln. Es scheint so lange her.

Aber auch freue ich mich auf einen neuen Abschnitt innerhalb der Bundeswehr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es zu machen ist und sich lohnt. Es ist nicht leicht, kann ich dazu nur sagen, aber es ist geil.

An dieser Stelle möchte ich mich dann auch von allen Lesern verabschieden, denn es wird kein weiterer Beitrag mehr kommen. Der Blog diente dazu, über die Grundausbildung zu berichten und Erfahrungen zu teilen. Die AGA ist vorbei, und ich habe alles geteilt, was zu teilen mir möglich war. Mehr kann ich nicht sagen, mehr kann ich nicht preisgeben. Für Fragen bin ich natürlich weiterhin ansprechbar.

Viel Erfolg all denen, die sich an die Grundausbildung wagen, und viel Soldatenglück!



Ich bin reichlich zu spät, doch besser spät als nie, nicht wahr? Mittlerweile ist die Grundausbildung schon komplett gelaufen und ich befinde mich bereits in der Stammeinheit, aber ich wollte die Berichte dennoch nicht mittendrin abrechen lassen - deswegen nun, Woche 11, das zweite, oder, wie man beim Bund sagt, zwote Biwak und die daran anschließende Rekrutenbesichtigung.

War es im ersten Üblager erst Dienstags rausgegangen, startete das ganze nun schon am Montag. Die Sachen sollten Sonntags schon gepackt werden, daher gab es nach dem Frühstück sogleich die Befehlsausgabe und dann folgte der Abmarsch. Nach etwa neun Kilometern bezogen wir denselben Platz, den wir auch in der Woche davor schon belegt hatten. Der erste Tag war ansonsten nur noch von Lager herrichten, Zelt aufbauen, Tarnung basteln und planen geprägt. Zum Abend hin kam dann noch die erste Ausbildung im Feuerkampf, ehe wir bis zum Anbruch der Dunkelheit an unseren Stellungen arbeiten sollten. Insgesamt war der Tag recht entspannt, doch körperlich schon fordernd, sodass wir alle froh waren, gegen 22 Uhr in den Zelten zu liegen. Doch die Nacht war für jedermann kurz, denn unsere Gruppe bestand nur noch aus etwa acht Mann, von denen immer zwei im Alarmposten liegen mussten - Sinnloses Unterfangen, denn in der absoluten Dunkelheit sah man ohnehin rein gar nichts. Man merkt also, jeder kam mehrmals an die Reihe und niemand hatte wirklich erholsamen Schlaf. Doch die Nacht gab es keinen Alarm, sodass uns das bisschen gnädige Ruhe doch blieb.

Der Dienstag begann gegen fünf Uhr mit einer eiskalten Katzenwäsche und dem Frühstück. Und den ganzen Tag passierte eigentlich nichts anderes als Ausbildung im Feuergefecht und dem Feuerüberfall, gespickt von einer Essenspause. Ärgert einen ja schon, dass es nur Suppe gab, obwohl man am Verhungern war. Nun, nach dem Essen ging die Ausbildung weiter, ansonsten verbesserten wir noch den Platz der Gruppe, bauten die Tarnungen aus und machten es uns halbwegs mit Baumstämmen bequem. Die zweite Nacht dann war unsere Gruppe dran mit Streife - meiner Meinung nach besser als der Alarmposten. Bewegung hält warm, man schläft nicht ein und es ist reichlich spannender als ins Nichts zu starren. Auch dieses Mal kam jeder mehrmals dran, und auch dieses Mal schlief niemand wirklich lange und gut, denn dieses Mal kam Alarm. Gerade, als meine Kameraden und ich von der Streife kamen, uns ausgezogen und in den Schlafsack gekuschelt hatten, wurden wir auch schon wieder rausgeschmissen. Etwa gegen 2 Uhr morgens. Also schnell rein in Hose und Jacke, irgendwie die Stiefel an, irgendwie die Schnürsenkel verknoten, irgendwie Koppel und Helm anlegen, G36 fertigladen und rennen, kriechen, gleiten. Das alles, nur um zu hören, dass der Feind bereits ausgewichen war.

Erholsamer Start in den Mittwoch. Dieser Tag war die reinste Nervenprobe. Die Ausbildungen wurden allesamt noch einmal aufgefrischt und vertieft, die Anmarschwege zu den Stellungen perfekt ausgebaut, die Plätze der Gruppe abgeschlossen, und zwischendurch immer und immer wieder Alarm. Immer wieder alles stehen und liegen lassen und rennen. Und - da meine Gruppe echt blöde Stellungen hatte - viel gleiten. Nun, mein Feldanzug war nicht mehr gefleckt, sondern vorne komplett matschbraun. Schön, nicht? Dazu regnete noch, es war kalt - das perfekte Grenadierwetter, na klar, zum Mittagessen gab es wieder Suppe, dieses Mal sogar noch verdünnt vom Vortag, und damit war dann auch jeder schlecht gelaunt.
Das war so ziemlich der Mittwoch. Am Abend wurde dann noch EPA, also Ein-Mann-Pakete ausgeteilt. Highlight. Es gab Panzerkekse, Schokolade, isotonisches Getränkepulver, richtiges Essen, Kaugummis, Obstsalat. Der Traum des hungrigen Soldaten. Damit war der letzte Abend im Felde gerettet. Wir schlugen uns also alle den Bauch voll und bekamen dann sogar schon um 19 Uhr die Erlaubnis, ruhen zu dürfen. Zwei Kameraden und ich machten uns auf die erste Streife standen um vier Uhr für die zweite Streife auf. Was sehr geil war, denn genau dann kam Alarm. Was ebenso geil war, dass das Zelt meiner Kameradin und mir direkt neben dem des Ausbilders lag und wir den Funk mithören konnten. Kam also Alarm, waren wir schon draußen, bevor die eigentliche Alarmierung kam. So, um vier Uhr Alarm, da waren wir.
Ich hatte mich schon vollständig angezogen und war fertig, konnte also noch ein wenig durchatmen, ehe es in die Stellungen ging. Und dieses Mal gab es wirklich ein Gefecht. Man schoss auf uns, wir schossen auf Gegner, Leuchtkörper waren die einzigen kurzen Lichtquellen. Es war Wahnsinn. Schlussendlich lagen wir etwa anderthalb Stunden da und 'kämpften', doch es kam mir wie Minuten vor.
Es folgte eine Abschlussbesprechung, eine sogar sehr positive Besprechung, und dann hieß es auch schon Zelte abbauen und alles verpacken. Da unsere Gruppe die letzte war, die Abmarschieren sollte, hatten wir genug Zeit, um zu frühstücken und zu packen und dann sogar noch ein bisschen auszuruhen.

Und dann folgte die Rekrutenbesichtigung. Unsere Aufgabe war es, vier Stationen anzulaufen. Nach etwa zwei Kilometern quer über Stock und Stein erreichten wir die erste Station, in der jeder einzelne von uns an einem Verwundeten Erste Hilfe leisten und zeigen musste, dass er dazu fähig war. Ich hatte einen verstörten Patienten mit wenigen Verletzungen und erzählte ihm dann munter all die lustigen Geschichten aus dem Biwak, wie jemand seine Waffe verloren hatte und anleinen musste, wie jemand mit dem Klappspaten in Stellung lag und "PENG" brüllen musste - ja, das ist wirklich passiert - und bescherte dem armen Schauspieler dann sogleich einen Lachflash. Aber gut, die Prüfung war bestanden.
Es ging etwa weitere zwei Kilometer weiter zur nächsten Station, in der es darum ging, ein G36 so schnell wie möglich zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Augenscheinlich. Eigentlich ging es nur darum, vorher eine Sicherheitsüberprüfung zu machen, um den sicheren Umgang an der Waffe zu beweisen - und genau diesen Punkt vergaßen viele.

Anschließend kam mit einer der härtesten Momente des Tages. Es waren vielleicht vier Kilometer bis zur nächsten Station, doch diese führten mitten unter der Sonne her, quer durch hohen, lockeren Sand und über steile Panzerwälle auf und ab. Mir war warm. Das kann ich dazu sagen.
An der dritten Station mussten wir in 15 Minuten eine Wegeskizze zeichnen und alles beachten und genau so machen, was und wie wir es gelernt hatten. Einige waren ganz pfiffig, nahmen Butterbrotpapier vom eingepackten Essen, legten es auf die Karte und zeichneten den Weg ganz stumpf ab. Wenn das keine Idee war.

Der letzte Kilometer zur letzten Station folgte einer Straße und war somit recht einfach zu bewältigen. Dort mussten wir ein SEM 76, ein uraltes fettes Funkgerät, zusammensetzen, eine Funktionsprüfung machen und einen Funkspruch absetzen. Wer da im Unterricht aufgepasst hatte, konnte das einigermaßen bewältigen.
Danach kehrten wir zum Platz der Gruppe zurück und verpflegten dort. Ich schmolz mir die Schokolade und packte sie in den Obstsalat...auf was man nicht alles kommt. Aber gut geschmeckt hat es.
Und dann folgte der große Marsch. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer es waren, aber ich schätze so an die 18-20. Wir liefen eigentlich nur stumpf in Schützenreihe vor uns hin, versuchten mit den Schmerzen in unseren Schultern klarzukommen, lachten und weinten hier und da, und schafften es ohne einen Ausfall. Es folgte ein Verwundetentransport über drei Kilometer. Sprich, sechs Man trugen die Trage, die anderen beiden die Ausrüstung des Verwundeten. Ich lief abwechseld mit einem zweiten Rucksack, einer zweiten Koppel und G36 und mit einer Hand an der Trage. Das war auch mit einer der anstrengensten Teile. Doppelte Belastung, keinerlei Pausen vom Tragen.
Und endlich, endlich waren wir in der Kaserne. Es ging bereits auf den Nachmittag zu, und wir legten den Rest zur Hindernisbahn zurück. Irgendwie habe ich einen kompletten Filmriss davon, aber irgendwie kam ich rüber. Man möge denken, danach sei alles vorbei, doch nein, es folgte eine weitere Überraschungsstation, die zeigen sollte, ob wir in diesem Zustand noch fähig waren, zu denken. Es ging um Karte und Kompass. Wir mussten Marschkompasszahlen errechnen, Koordinaten herausfinden, Koordinaten zuordnen und solche Dinge. Kopfsache, doch es tat gut, für zehn Minuten einfach dazusitzen und rumzukritzeln.

Und dann folgte der Abschnitt, vor dem ich persönlich und aus welchen Gründen auch immer die meiste Angst gehabt hatte. Der Laufschritt zurück zum Kompaniegebäude. Alle waren ohnehin schon offen, hatten Schmerzen, wollten nicht mehr. Aber ich glaube, genau das war der Grund, weswegen es alle schafften. Man spürte kaum noch was, war irgendwie neben sich und machte einfach nur, die stille Hoffnung in sich tragend, dass es, sobald man da war, vorbei war. Und so kam ich an. Und die anderen auch.
Die Waffen wurden entladen, es ging rein, es ging raus, und es kam der Befehl zum Fertigladen und zum Marsch-Marsch. An diesem Punkt brachen einige Kameraden wortwörtlich zusammen. Gaben einfach auf. Und die, die noch mitliefen, wurden überrascht, dass es nur etwa zehn Meter waren, ehe wir wieder anhielten und die Rekrutenbesichtigung für beendet erklärt wurde.
Manche brachen in Tränen aus, manche lachten hysterisch, und ich ging erstmal aufs Klo und war glücklich damit.

Der Abend bestand nur noch aus Ausrüstung nachbereiten. In Socken und Latschen. Danach Duschen zu gehen war das Schönste. Heißes Wasser nach vier Tagen Dreck. Zum Glück konnte ich selbst nicht riechen, wie ich stank.
Nun. Kurz nach dem Duschen wurden wir rausgerufen. Eine Anlage war aufgebaut worden, Bier stand an der Wand entlang, es wurde ein Lied gespielt, und dann war die Barettverleihung. Leider bekamen viele Kameraden keines - doch umso glücklicher war ich, dass man mir eines aufsetzte. Kurz glücklich. Denn so, wie Ausbilder nun einmal sind, hatten sie Tarnschminke und Schuhcreme in die Baretts geschmiert. Schwarze Stirn, schwarze Haare... und genau deswegen sollten wir vorher duschen gehen. Es wurde Bier getrunken, bis alle angetrunken waren, und dann ging es ins Bett.

Der Freitag war geprägt von Waffen und Ausrüstung reinigen, ehe es nach Hause ging. Ich glaube, ich habe noch nie so lange geduscht und danach solange geschlafen, wie an diesen Tagen.

Von dieser Woche an trug ich dann das Barett. Und ich kann euch sagen, ich war stolz darauf. Wir, die Rekruten aus dem Charlie-Zug, waren verdammt stolz darauf, denn wir hatten die Grundausbildung hinter uns, und nun, wo wir uns all dessen bewusst waren... ja, da hatten wir wirklich ein Recht dazu, richtig, richtig stolz zu sein.



Sonntag, 6. September 2015
Oder auch Üblager 1. Wie letzte Woche schon angekündigt, ging es nun für einige Tage hinaus ins Grüne, ins sogenannte Biwak. Ich werde alles ein wenig zusammenfassen, da meiner Meinung nach nicht allzu viel passiert ist und sich vieles oft und öfter noch wiederholt hat. Dennoch fange ich am Anfang der Woche an, da es erst am Dienstag nach draußen ging.

So, der Montag. Der Morgen fing an mit Sport, etwa acht Kilometer im Wald joggen. Klingt entspannt, doch war unsere Laufroute gespickt mit schönen 'Hügelchen', wie der Ausbilder sie nannte. Und eben diese Hügelchen nahmen uns richtig durch. Es fordert schon etwas an Willen, gut einen Kilometer steil bergauf zu laufen, aber am Ende ging es ja auch wieder runter. Und genau an diesem Tag haben wir wirklich gemerkt, wie sehr wir uns ausdauer-und krafttechnisch verbessert hatten. Sind am Anfang noch viele nach ein paar hundert Metern abgekackt, hielt der Zug nun eng zusammen und kam ohne Probleme geschlossen wieder an.
Nach dem Sport hatten wir dann noch Unterricht vorbereitend auf das Biwak. Da gingen wir theoretisch die Tätigkeiten Alarmposten und Streife durch, erlernten die Merkwörter zum Ablösen und führten das Ganze noch ein paar Mal trocken durch. Anschließend wurde nur noch der Rucksack mit allen Ausrüstungsgegenständen gepackt und dann ging es auch schon in die Dienstunterbrechung.

Der Dienstag war somit der eigentliche Start. Gleich nach dem Frühstück hieß es Gefechtsanzug und Gesichtstarnung anlegen und sich zur Befehlsausgabe einfinden. Dabei lernten wir das Gelände kennen, die Marschwege, die gespielte Lage, in der wir uns befinden würden und alles, was man eben wissen muss, bevor man seinen Auftrag antritt.
Und los ging der Marsch. Soweit ich weiß sind wir etwa acht Kilometer marschiert, ehe wir im Wald ankamen, der für die nächsten drei Tage unser Zuhause sein würde. Da sich die Ausbilder noch nicht einig waren, welche Gruppe wo ihr Lager errichtet, startete man sogleich mit der Ausbildung. Die eine Gruppe begann mit der Alarmpostenausbildung, die andere, meine Gruppe, mit der Streifenausbildung. Damit verbrachten wir auch so gut wie den ganzen Tag, lernten den Streifenweg kennen, übten die Meldungen und solche Dinge. Meiner Meinung nach recht unspektakulär. Gegen Abend dann hoben wir noch unsere Stellungen aus, sprich das Loch, in dem wir irgendwann einige Stunden würden liegen müssen, um das Gelände vor uns zu überwachen. Und erst danach hieß es dann Zelte aufbauen und sich den Platz der Gruppe soweit einzurichten. An sich war der Tag kein großes Ding, nur war es relativ kalt und stetig am schütten. Und man wird mir wohl glauben, wenn ich sage, dass meine Laune als absolute Frostbeule ziemlich im Eimer war.
Etwa gegen 21 Uhr, als es schon längst stockdüster war, gab es noch eine kleine Vorführung über Leuchtkörper in der Nacht. Dabei wurde uns gezeigt, wie Licht bei Dunkelheit wirkt - einfach, um uns ein wenig zu zeigen, wie aufklärbar auch nur der kleinste Lichtschein ist. Damit einher ging jedoch auch das Verbot, jegliches Licht zu entfachen. Das heißt, keine Taschenlampen, keine Feuerzeuge - Lagerfeuer war in dem Bereich ohnehin nicht erlaubt. Schon lustig, sich in absoluter Finsternis im Zelt zurechtzufinden.
Trotz Kälte und allerlei Kriechtieren im Schlafsack schlief es sich doch ganz gut. Gegen zehn vor vier wurden mein Buddy und ich dann geweckt, da unsere Schicht mit der Streife von 4-6 Uhr ging. Die ganze Nacht lang war jeweils ein Dreierteam zwei Stunden Streife gelaufen, sodass jeder mal dran war.
So schlichen wir also zwei Stunden durch absolute Finsternis umher, liefen alle Meldepunkte an und als es um sechs dann zurück zum Platz der Gruppe ging, war auch schon der Tag wieder angebrochen und es gab sogleich Frühstück.

Und so wären wir beim Mittwoch. Da unsere Streifenausbildung abgeschlossen waren, hatte meine Gruppe nun die Alarmpostenausbildung. An sich ebenfalls unspektakulär. Wieder hieß es die Meldungen lernen, alles trocken durchgehen, die Stellungen verbessern, die Wege zu den Stellungen soweit vorzubereiten, dass wir diese bei Nacht einfach und lautlos würden finden können. Anschließend wurde noch der Platz der Gruppe verbessert und dann war der Tag eigentlich schon wieder rum.
Um 20 Uhr schon durften wir uns schlafen legen. Für meinen Buddy und mich endete die Nacht um 1:00 Uhr, als der zurückkehrende Alarmposten uns weckte. Dann hatten wir eine gute Stunde Zeit, uns in aller Ruhe fertigzumachen und dann den gerade liegenden Alarmposten abzulösen. Unsere Schicht ging von 2-3:30 Uhr.
Nun, da lagen wir also in unserem Loch, ich in meinem Fall mit dem Helm auf das Visier gestützt und am rumträumen, mein Buddy halb panisch und halluzinierend. Sie sah die ganze Zeit Menschen auf uns zukommen, die nicht da waren und rief diesen nicht existierenden Menschen zu, sie sollen stehen bleiben und machte mich daneben halb verrückt. Schlussendlich passierte gar nichts bis auf ein kurzer Besuch eines Oberfeldwebels, der schaute, ob wir unsere Aufgabe auch ja nicht vernachlässigen.

Nachdem wir abgelöst worden waren konnten wir noch bis etwa halb sechs schlafen, ehe wir aus den Zelten geholt wurden, von wegen es gäbe eine Lageänderung und wir müssten schleunigst verschwinden. Es hieß also Zelte abbauen, alles verpacken - in völliger Dunkelheit, versteht sich - ein schnelles Frühstück hinunterschlingen und Marsch. Wir marschierten die acht Kilometer zurück in die Kaserne, vom Tor bis zum Block dann im Laufschritt, nur um dort unsere Waffen zu entladen und sogleich wieder fertigzuladen, um weiterzumarschieren. Nun, es ging auf der Kasernenlaufstrecke weiter, sodass unsere Marschleistung am Ende um die 15 Kilometer betraf. Danach ging es ohne Pause sogleich auf die Hindernisbahn, die wir nun mit Rucksack, Koppel und Gewehr überwinden sollten.
Ich selbst hatte erstaunlich wenige Probleme dabei. Lediglich bei der Hühnerleiter hatte ich Gleichgewichtsprobleme, wie auch auf dem Balancierbalken, aber ansonsten lief alles geradezu perfekt. Selbst die Wand konnte ich überraschenderweise alleine überwinden. Und wie auch beim ersten Mal machte mir die HiBa reichlich Spaß.
Nachdem alle drüber waren ging es endlich wirklich zurück in den Block, natürlich im Laufschritt. Und als wir dann ankamen, waren wir wirklich durch. Pause gab es natürlich keine, sondern sofort Waffenreinigen, dann ein schnelles Mittagessen auf Stube und dann stundenlanges Ausrüstung nachbereiten. Nach drei Tagen Regen und Schlamm sahen die Sachen auch dementsprechend aus.
Vor der Abendverpflegung wurde uns endlich gestattet, das T-Shirt zu wechseln, Feldjacke gegen Feldbluse zu tauschen und das Gesicht zu waschen, sodass wir wieder in der Truppenküche essen konnten. Und erst danach wurde uns langes Duschen erlaubt. Dann war der Tag auch endlich zu Ende.

Der Freitag war wieder ziemlich langweilig. Viele quälten sich mit Muskelkater, ich selbst fühlte mich fitter denn je. Es hieß Stuben- und Revierreinigen, Ausrüstung noch weitermachen, anschließend die Abnahme und dann auch schon Wochenende.

Wenn ich die Woche bewerten muss, würde ich tatsächlich sagen, es war recht langweilig und langwierig. Der Rückmarsch empfand ich von allen Dingen am... ich will nicht sagen, spaßig, aber doch war dieser das Highlight. Für nächste Woche erhoffe ich mir immerhin besseres Wetter und vielleicht auch ein bisschen Action in Form von Alarm in der Nacht und etwas mehr zu tun.

Wo wir gleich beim Ausblick für nächste Woche sind, denn da steht das zweite Biwak mit anschließender Rekrutenbesichtugung an. Am Montag geht es raus ins Gelände und am Donnerstag wieder rein. Währenddessen werden wir Rekruten auf unsere Fähigkeiten geprüft und bewertet und der Rückmarsch wird wohl die letzte richtige Herausforderung werden - in Form von einem Marsch bis zu 30 Kilometern, Hindernisbahn in einer bestimmten Zeit, anderen Belastungen wie Krankentransport etc. und einer 'besonderen Überraschung' als allerletzte harte Belastungsprobe vor dem Ende.
Und wenn das überstanden ist, ist die Grundausbildung wohl zu Ende. Was danach bis zur Versetzung kommt, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber erst einmal müssen wir wohl Woche 11 überstehen.

Wünscht mir also reichlich Glück! :D
Bis nächste Woche, liebe Leute.



Sonntag, 30. August 2015
Das Highlight der meisten Rekruten stellt wohl tatsächlich das Gelöbnis dar und ich selbst muss zugeben, dass ich mich wirklich seit dem ersten Tag der Grundausbildung darauf gefreut habe. Letzten Freitag war es dann auch endlich soweit und es war ein verdammt schöner und auch irgendwie emotionaler, doch auch witziger Tag. Sobald wir bei Freitag ankommen, werde ich ausführlich darüber berichten, doch die Woche beginnt natürlich bei...

Montag, oh Wunder. Und dieser Tag begann nicht mit Formaldienst, sondern mit der ABC-Ausbildung. Dazu gab es am Morgen einen Unterricht über Kampfstoffe und anschließend die praktische Ausbildung, in der wir zum Einen die Ausrüstung kennenlernten und auch testen mussten, ob unsere Masken dicht sind. Danach dann mussten wir draußen noch einmal den kompletten Anzug für einen ABC-Alarm anlegen - und ich sage euch, das Ding ist verdammt warm und lästig - und durften damit noch einige hundert Meter laufen. Mit ABC-Schutzmaske ist das echt so gar kein Spaß. Aber auch dieser lästige Teil ging vorbei und damit auch schon der Montag.

Formaldienst und Gelöbnisvorbereitung begann also am Dienstag. Aber eigentlich habe ich auch gar nicht so viel darüber zu sagen, außer dass der Tag eben vollgepackt war mit Formaldienst, sprich ging es schlichtweg darum, beim Marschieren alles richtig zu machen und geil auszusehen. Ich selbst war hier und da leider etwas verhindert, da einige Ausrüstungsgegenstände weggekommen sind, für die ich dringend Ersatz gebraucht habe. Mein einziges Highlight am Montag war jedoch die Bekanntgabe der Personen, die zur Rekrutenabordnung gehören. Die Rekrutenabordnung repräsentiert quasi den gesamten Zug und besteht aus drei Mann, welche während des Gelöbnisses vortreten, die Hand auf die Flagge legen und dort schwören oder geloben. Und sehr zu meiner Überraschung war ich ein Teil davon.

Mittwoch lief auch nicht viel anders ab. Wir hatten Formaldienst bis zum Abkotzen, dann noch Unterricht über einen Dienst der Bundeswehr und danach noch mehr Formaldienst, wen wundert's? Alles in allem war der Tag super entspannend.

Am Donnertag aber gab es Abwechslung. Da zum Anfang der Grundausbildung kein Wasser in den Schwimmbecken gewesen war und man somit unsere Schwimmfähigkeit nicht testen konnte, mussten wir diesen Abschnitt noch nachholen. Dies geschah sogleich am Morgen, sehr zu meinem Leid, denn ich bin ein wahnsinnig schlechter Schwimmer. Bei diesem 'Test' musste man 200 Meter in 7 Minuten schaffen, und im Nachhinein kann ich sagen, dass dies wirklich leicht zu schaffen ist. Ich, die ich so gar nichts mit Schwimmen anfangen kann, habe die Strecke in 5:30 Minuten geschafft.
Nach dem Schwimmen und auch nach der Mittagsverpflegung wurde noch die Blutgruppenbestimmung durchgeführt, bei der eben jedem Rekruten Blut abgenommen wurde - meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil für einen Soldaten. Auch vor der Bundeswehr war ich regelmäßig Blutspenden und finde solche Maßnahmen schlichtweg gut.
Danach gab es nur noch, na, wollt ihr raten? Ja, Formaldienst.

Aber hey, dann war ja auch schon Freitag! Der Tag begann um einiges früher als gewöhnlich, da meine Stubenkameraden und ich ja nun einmal Frauen sind und zu besonderen Anlässen gut aussehen wollen. Wir standen also auf, schminkten uns dezent und legten den Dienstanzug an. So ungemütlich und warm wie das Ding auch sein mag, bei einigen sieht es echt nicht schlecht aus. Auch war dieser Tag die erste Gelegenheit, das Barett zu tragen, was uns alle glaube ich schon ziemlich stolz gemacht hat. Stolz, es bis hierher geschafft zu haben, stolz auf all das, was schon überstanden ist. Noch lange nicht das Ende der Grundausbildung, noch lange kein Dienstgrad, dennoch ein gewisser Punkt, auf den zu erreichen man doch stolz sein kann.
Anschließend ging es mit dem Bus zu einer nahegelegenen Kaserne, in der das Gelöbnis stattfinden sollte. Die Rekrutenabordnung wurde noch zu einem Vorüben abgestellt, während viele Kameraden ihre Familien und Freunde herumführten. Danach fand ein Feldgottesdienst statt, sprich ein Gottesdienst unter freiem Himmel auf einer Wiese und meiner Meinung nach ein sehr schöner Moment, ob man nun gläubig ist oder nicht. Es war wirklich toll. Und wurde mit Knoppers belohnt. Der Charlie-Zug liebt Knoppers.
Im Anschluss an den Gottesdienst war noch eine gute Stunde Zeit, um sich mit seiner Familie zu beschäftigen, ehe das Gelöbnis wirklich losging.
Und ich muss zugeben, beim Einmarsch habe ich mich echt geil gefühlt. Der Musikchor hinter uns, das Geräusch vieler Schritte im Gleichschritt, all die Blicke die auf die Formation gerichtet waren. Es war geil. Wenn ich im Nachhinein Videos davon sehe, kann man auch wirklich sagen, dass es toll aussah - und auch darauf bin ich stolz. Was danach folgte waren Reden, Reden, Reden, Musikstücke und langes Stehen. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt, langweiliger, lange einfach nur dazustehen und geradeaus zu starren, doch die Zeit ging überraschend schnell herum. Und unser großer Moment, der Eid, als die Rekrutenabordnung dann vortrat - nun, auch der war irgendwie zu kurz, doch wahnsinnig toll.

Zwei Monate haben wir uns auf diesen Tag gefreut, und dann ging er so schnell vorbei. Anschließend wurden noch Fotos geschossen, wir lagen uns teilweise in den Armen, waren schlichtweg glücklich, und die Rekrutenabordnung war noch zum Essen geladen. Ich selbst jedoch bevorzugte einen ruhigen Abend mit meinen besten Freunden Zuhause.

Zwei Monate, der Tag. Ein wahnsinnig tolles Ereigniss, an das ich mich wohl lange Zeit sehr gerne werde erinnern wollen.

Was die nächste Woche betrifft, so folgt in dieser das erste Biwak. Am Dienstag werden wir nach draußen verlegen und drei Tage und zwei Nächte dort verbringen - was genau dort geschehen wird, nun, ich lasse mich überraschen. Man sieht sich also nächstes Wochenende wieder, und ich hoffe, es wird eine tolle vorletzte Woche der Grundausbildung. (: