Sonntag, 12. Juli 2015
Nun ist auch schon die erste komplette Woche mit viel Input vorbeigezogen. Da ich mir im letzten Bericht vornahm, mich etwas kürzer zu fassen, werde ich nicht so sehr auf die Details eingehen und mich mehr auf die wichtigsten Aktionen und besonderen Eindrücke konzentrieren.

Nach der Anreise am Sonntag ist nicht mehr allzu viel passiert. Eine Kameradin und ich sind im strömenden Regen joggen gegangen, die Sachen für den nächsten Tag wurden vorbereitet und dann rief uns auch schon das Bett, da ja die Nacht früh endete.

Der Montag war ebenfalls ziemlich unspektakulär und geprägt von langen Wartezeiten. Die beiden Ausbildungszüge wurden nach dem Frühstück sogleich zum Zahnarzt und zum Arzt geschickt, wo bei ersterem lediglich kurz in den Mund geschaut wurde und bei zweitem nur gefragt wurde, ob sich seit der Untersuchung bei der Musterung etwas verändert hätte. Diese beiden kurzen Eingriffe folgten einer ewig langen Wartezeit, wo wir Rekruten stumpf an der Wand starren und den Mund halten mussten. Ich selbst stand gute zwei Stunden, ehe ein Oberarzt uns befahl, – wir trauten uns nicht, seinem Rat zu befolgen, sodass er es uns tatsächlich befehlen musste – Stühle aus einem Wartezimmer zu holen und uns zu setzen. Nach dem kurzen Arztbesuch ging es für die meisten noch zum Impfen, so auch für mich. Danach gab es auch schon die Mittagsverpflegung in der Kantine, gefolgt von der Kontrolle zur Vollzähligkeit. Sprich, wir mussten alle unsere Spinde, die wir so mühsam eingeräumt hatten, wieder komplett ausräumen und alles auf dem Gang ausbreiten. Dann wurde jeder einzelne Ausrüstungsgegenstand abgefragt und wieder aufs Bett geschmissen. Den ganzen Mist durften wir dann auch schön wieder einräumen.
Am Abend gab es dann nur noch ein Antreten und damit ordentlich Ärger, da ein Kamerad mit dem Handy erwischt worden war, welches wir im Dienst nicht nutzen dürfen. Und schon war der Montag rum.

Der Dienstag dagegen war ein schöner Tag. Nach dem Frühstück ging es zum Unterricht beim Militärpfarrer, der uns erzählte, was seine Aufgaben sind und uns reichlich Mut zusprach. Wenn auch viele wohl nicht gläubig sind und nicht allzu viel von Kirche halten, so fanden wir doch Kraft in diesem Unterricht. Anschließend lud er uns alle zu einem zweiten Frühstück ein, welches reiner Luxus zu sein schien. Wir saßen an gedeckten Tischen, wurden bedient und hatten wirklich einmal Zeit zum Essen, zum Reden, zum Entspannen. Danach folgte eine weitere Stunde Unterricht beim Pfarrer und gut eine halbe Stunde, in der wir schlicht auf der Wiese lagen und auf die Ausbilder warteten. Anschließend hieß es Formaldienst, sprich, wir übten Marschieren. Was ganz witzig ist, da ich eine der kleinsten in meinem Zug bin, somit ganz hinten marschiere und natürlich den Schritt der großen Kameraden vorne halten muss. Während die da vorne gemütlich laufen, rennen die armen kleinen Schweine hinten hinterher. Dem folgte die SAZ-Ernennung. Die ganze Kompanie trat an und die Soldaten auf Zeit bekamen eine Urkunde. Der Abend war dann geprägt von einer Menge Unterricht, beispielsweise über die Rechte und Pflichten eines Soldaten, über Sozialberatung und so weiter. Später, vor dem Stuben- und Revierreinigen, mussten wir dann noch unsere Koppeln zusammennähen – ja, als Soldat muss man auch nähen können – und dann war der Tag auch schon wieder um.

Der Morgen des Mittwochs begann dann mit einer Überraschung. Ich erwachte nicht wenig überrascht, denn bei uns auf der Stube brannte Licht und die Tür stand offen. Dabei war es erst halb fünf und Wecken war um fünf Uhr. Da wir die Zeit am Vortag jedoch nicht hatten halten können, mussten wir von nun an eine halbe Stunde früher aufstehen und bereits um fünf Uhr antreten. Dem folgte über den ganzen Tag hinweg sehr, sehr, sehr viel Unterricht. Insgesamt waren es glaube ich zehn Stunden, die wir um U-Raum saßen und Vorgesetzten lauschten. Oder schliefen. Es ging zumeist um die Schießlehre und Schießtechnik, schon einmal eine Menge Input für die eigentliche, praktische Schießausbildung. Zwischen den Unterrichten fand die Verpflegung statt und auch machten wir zwischendurch den ersten Sport, denn so, wie wir in Marschformation standen, durften wir dann von einem Ort zum anderen joggen. Insgesamt war es aber gar nicht so anstrengend.
Der Mittwoch brachte wenig Taten, dafür sehr viel Input mit sich.

Dafür war der Donnerstag eine reine Belastungsprobe. Nach dem Frühstück und dem Stuben- und Revierreinigen – was allgemein täglich zwei Mal gemacht wird – durften wir uns in unseren wunderschönen, blauen Sportanzug werfen. Ich persönlich liebe das Ding. Es ist doch freilich toll, in einer weichen Jogginghose und gemütlichen Turnschuhen herumzurennen. In diesem Aufzug saßen wir dann etwa zwei Stunden im Unterricht über Kampfmittel. Und dann ging es los. Wir joggten mit Rucksack zur Turnhalle. Im Rucksack selbst befanden sich nur die Hallenschuhe, eine Flasche Wasser und ein Handtuch, also war er nicht allzu schwer. Dennoch klappte der ein oder andere Kamerad zusammen. In der Halle selbst begann dann der sogenannte Basis-Fitness-Test, kurz BFT. Dieser beinhaltet drei Übungen: einmal 11x10 Meter sprinten, einmal Klimmhang und einen 1000-Meter-Lauf. Es gab die unterschiedlichsten Werte bei uns Rekruten. Der eine konnte gut laufen, der andere gar nicht. Der eine konnte sich kaum im Klimmzug an der Stange halten, dafür aber sau gut laufen. Insgesamt sollen wir wohl echt schlecht gewesen sein, wenn man den Worten des Zugführers Glauben schenken mag. Ich selbst bin mit meinen Werten nicht allzu zufrieden, war wohl aber auch nicht wirklich schlecht.
Zum 1000-Meter-Lauf ging es draußen auf den Sportplatz, wo wir natürlich hingejoggt sind. Und anschließend joggten wir auch zum Gebäude zurück – dies war die eigentliche Probe. Es waren gut zwei Kilometer in einem recht schnellen Tempo bei recht warmen Wetter. Viele Kameraden fielen aus, und für jeden, der stehenblieb, durften die anderen eine weitere Runde drehen und diese Kameraden wieder einsammeln. Viele schafften den Lauf jedoch auch nicht und bekamen später ordentlich Ärger vom Zugführer. Ich gehörte zu denjenigen, die es geschafft hatten und – obwohl ich mich nie für einen guten Läufer gehalten habe – fand ich es nicht sonderlich anstrengend. Durch das Kickboxen habe ich eine Atemtechnik verinnerlicht, die mich erstaunlich gut bei Stange hielt. Während die Kameraden also ihren Einlauf empfinden, hatten die erfolgreichen Jogger gute Zeit, um zu duschen. Danach ging es erneut nach draußen zum Formaldienst, sprich, wieder Marschieren lernen, sowie neue Befehle. Dem folgte eine Vorführung der Truppe, dem unsere Kompanie angehört. Wir sahen einem Panzer in Aktion zu, sahen, wie die Truppe arbeitet. Es war wirklich eine sehr interessante Erfahrung. Dem folgte weiterer Formaldienst und dem endlich mal eine Stunde Dienstunterbrechung, in der wir auf Stube sitzen, ans Handy durften und einfach mal nichts tun mussten. Danach gab es wieder Formaldienst, Stuben-Revierreinigen und danach das erste Anlegen des Gefechtsanzuges mit Schießbrille, Helm, Handschuhen und Koppel. Und danach war der Tag dann auch endlich vorbei, leider mit 23 Uhr auch später als gewöhnlich.

Zum Glück war der Freitag entspannt und heiß ersehnt. Nach dem Frühstück ging's ans Putzen, danach fuhren alle, die zu große, zu kleine oder kaputte Ausrüstung hatten, in die Kleiderkammer und tauschten diese. Dann wurden nur noch Fotos für den Truppenausweis gemacht und nach dem Kompanieantreten hieß es Dienstschluss.

Wir sehen schon, diese Woche war deutlich strammer und es ist viel mehr passiert. Nächste Woche dann wird es an die theoretische und praktische Waffenausbildung gehen, sprich, wir werden das erste Mal Waffen in den Händen halten und schießen. Laut Dienstplan geht es die dritte und vierte Woche nur um Waffen. Mehr dazu folgt dann nächstes Wochenende.

Haltet die Ohren steif und liebe Grüße!



Sonntag, 5. Juli 2015
Nun ist es bereits Sonntag und in wenigen Stunden geht es auch schon wieder zurück in die Kaserne, um die zweite Woche anzutreten. Die erste war zwar nur gut drei Tage lang und doch gibt es eine Menge Eindrücke, über die ich erzählen kann und werde.

Alles begann natürlich am Mittwoch mit dem eigentlichen Dienstantritt. Die Rekruten wurden allesamt mit Shuttlebussen vom Bahnhof abgeholt und in die Kaserne gefahren, wo es zu allererst eine Menge Papierkram zu erledigen galt. Da ich mit eine der ersten war, mussten ich und andere überpünktliche Leute schlussendlich ziemlich lange in einem Warteraum mit Kurzfilmberieselung ausharren. Ich glaube, jeder von uns konnte nach den 2-3 Stunden Wartezeit jeden einzelnen Film mitsprechen und auch die für uns verantwortlichen Soldaten schienen langsam, aber sicher, wirklich irre zu werden und waren drauf und dran, den Beamer zu zerlegen. Ich zitiere einen Soldaten: „In ein paar Monaten seid ihr genauso verrückt wie ich!“
Doch man hat natürlich an uns gedacht und uns Verpflegung in Form von Sandwiches, Obst, Säften und Wasser zur Verfügung gestellt.

Am Vormittag ging es dann endlich in jenes Gebäude, welches für die kommenden drei Monate unser Zuhause sein wird. Es kam noch mehr Papierkram, und während der erneuten Wartezeit erste Anweisungen, wie wir in Reih und Glied an der Wand stehen und geradeaus starrten. Anschließend wurden wir auf die Stuben verteilt und bekamen ein wenig Zeit, um unsere Kameraden kennenzulernen. Ich selbst, sowie alle anderen 16 Frauen sind gemeinsam im Charlie-Zug. Zudem gibt es noch den Bravo-Zug, der allerdings ausschließlich aus gut 50 Männern besteht. Der Charlie-Zug hat etwa noch 32 Männer. Wir sehen also, das männliche Geschlecht überwiegt deutlich.
Ich teile mir die Stube mit bisher drei Kameraden, wobei eine vierte bald folgen wird, die die Grundausbildung wiederholt und momentan noch krank ist.

Nach dieser kurzen Kennenlernphase gab es auch schon das erste Antreten auf dem Flur. Wir lernten sogleich die ersten Befehle kennen, wie die Grundstellung, Rechts-Um, Links-Um, Kehrt und so weiter. Das wir am Ende wirklich zwei Stunden damit beschäftigt waren, ist mir kaum aufgefallen. Anschließend ging es dann zu einem kurzen Rundgang durch die Kaserne nach draußen, doch auch das nicht ohne zu lernen, wie man denn richtig marschiert. Tatsächlich ist es nicht allzu schwer, hat man sich erstmal an den niedrigen Abstand zu seinem Vordermann gewöhnt [man läuft so nah hinter diesem, dass man ihm die Hand auf die Schulter legen kann] und den Rhythmus verinnerlicht, nur fällt es manchen Kameraden durchaus schwer, Rechts von Links zu unterscheiden, und nicht wenigen wurden bei diesem Rundgang die Schuhe von den Fersen getreten. Wir lernten die Kantine kennen, aktivierten unsere Essenskarten und kehrten dann in Marschformation ins Gebäude der Kompanie zurück.
Und leider gab es aufgrund des wirklich unangenehm heißen Wetters schon den ein oder anderen Ausfall, wo schlichtweg der Kreislauf zusammengeklappt ist. Das Gute war jedoch auch, dass wir stets genug Wasser zur Verfügung hatten und auch genug Möglichkeiten, zu trinken.

Es war kaum zu glauben, dass sich der Tag dann schon dem Ende zuneigte. Die Ausbilder machten sich einen Spaß draus, uns immer wieder aus den Stuben herauszubrüllen, damit wir schnell richtig antreten lernten, erklärten uns bei jeder Gelegenheit die ein oder anderen Dinge. Auch gab es alsbald das sogenannte Taschenquiz, bei dem uns ein Dienstgrad gezeigt wurde und wir den benennen mussten. Ich selbst hatte mich schon längst mit den Dienstgraden beschäftigt und somit keine Probleme mehr damit gehabt, sodass ich im Laufe des Abends immer öfter von diesem Quiz verschont blieb, während andere Rekruten förmlich alle zwei Minuten abgefragt wurden.

Gegen 19 Uhr wurde uns dann Abendverpflegung ins Gebäude gebracht, wir konnten in Ruhe essen und ließen dann den Abend mit Antreten und Taschenquizzen abklingen. Um 22 Uhr dann war Zapfenstreich, das heißt, wir hatten im Bett zu liegen und nach Empfehlung auch zu schlafen.

Denn um 5 Uhr war die Nacht zu Ende. Um 5:20 Uhr hieß es Antreten und bis dahin hatte man fertig zu sein. Es ging sogleich zum Frühstück in die Kantine, für das wir eine halbe Stunde Zeit hatten, ehe es wieder ins Gebäude ging. Was das Essen angeht, so muss ich doch sagen, dass nichts fehlt und man so gut wie niemals hungrig sein muss.
Und wieder ging es weiter mit Antreten, Grundstellung, Dienstgraden, grob die Stuben reinigen, sowie die Einteilung der Reviere. Jede Stube hat ein Revier im Gebäude, für dessen Sauberkeit sie, zusätzlich zur Stube, zuständig ist.

Gegen 11 Uhr ging es dann zum Einkleiden. Die Wartezeit wurde uns wieder mit Taschenquizzen vertrieben, sowie mit einem spontanen und mündlichen, theoretischen Unterricht über die Waffen, die die Bundeswehr so hat.
Das Einkleiden war ziemlich interessant. Man fuhr wortwörtlich mit einem Einkaufswagen die verschiedenen Stationen ab, probierte Sachen an, packte sie ein und fuhr weiter. Es dauerte jedoch auch ziemlich lange, bis alle Rekruten am Ende einen Seesack, eine riesige Mehrzwecktasche und den Kampfrucksack voller Ausrüstung hatten. Dies wurde dann mit einem LKW zum Gebäude gefahren, auf den Flur geschmissen, und dann hieß es, in fünf Minuten den Feldanzug anzulegen. Keine schwierige Aufgabe, wenn denn in jenen Taschen auch nur halbwegs Ordnung geherrscht hätte. Zwanzig Minuten später lagen die Stuben dann vollkommen im Chaos und jeder Rekrut war halbwegs anständig angekleidet. Da es auch schon wieder relativ spät war, gab es, wie auch das Mittagessen ein paar Stunden zuvor, das Abendessen ins Gebäude.

Ein kleiner Einwurf zwischendurch: ein Ausbilder riet uns, stets den Löffel am Mann zu tragen, da man auch alles mit einem Löffel essen kann. Nun, habt ihr schon einmal versucht, ein Brot mit einem Löffel zu schmieren? Interessante Erfahrung.

Den restlichen Abend waren wir schwer damit beschäftigt, die Spinde ordnungsgemäß einzuräumen und dann war auch der zweite Tag schon wieder zu Ende, und die Füße von den Stiefeln zerstört. Wobei ich auch hier wieder Glück hatte und nur mit einem tauben Zeh davongekommen bin, während andere bereits Blasen über Blasen haben.

Ebenfalls interessant war die Erfahrung, mit 17 Frauen und zwei Duschen innerhalb von 15 Minuten fertig zu sein. Normalerweise sind es ja die Frauen, die lange brauchen, doch im Charlie-Zug scheint es Gang und Gebe, dass die Männer so viel Zeit brauchen, dass wir selbst nach Zapfenstreich zur Strafe 2-3 Mal antreten müssen.

Tag 3. begann wieder um fünf Uhr und dem Frühstück. Auf dem Rückmarsch von der Kantine zum Gebäude hat es dann richtig schön gepisst, sodass alles und auch wirklich alles pitschnass war. Es gab nur wenig Zeit, um sich umzuziehen und die nassen Sachen aufzuhängen, ehe es dann schon zum ersten Unterricht beim Kompaniechef ging. Eigentlich war es nur eine kurze Vorstellung der wichtigen Personen, sowie der Kaserne an sich. Danach lernten wir noch, wie man Meldung macht, probten das Kompanieantreten und reinigten Stuben und Reviere.
Nach dem eigentlichen Kompanieantreten und noch einigen Anweisungen, ging es dann am Freitag um etwa 11:30 Uhr in den Dienstschluss.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass es schon eine wahnsinnige Umstellung ist und man sich an alles gewöhnen muss, und man sich aber auch schnell an alles gewöhnt hat. Der Dienst von 5-22 Uhr ist bisher noch nicht so ergreifend hart, das Wetter ist für meinen Geschmack auch nicht so unerträglich und der militärische Umgangston auch nicht allzu krass. Ich selbst kann gut mit alledem leben, spreche an dieser Stelle aber auch nur für meine Person. Fünf der Männer haben bereits gekündigt und ich bin gespannt, wer morgen noch da sein wird.

Nun, da der Bericht nun schon ziemlich lang ist – ich werde mich ab der nächsten Woche auf jeden Fall kürzer fassen – beende ich ihn an dieser Stelle. Fragen sind wie gesagt erlaubt und werden auch beanwortet, sobald ich die Zeit finde.
Der Bericht über Woche 2. folgt dann nächsten Samstag o. Sonntag.

Euch allen eine schöne Woche!



Donnerstag, 25. Juni 2015
Für meinen ersten Eintrag muss ich dann doch ein Stück in die Vergangenheit reisen. Ich dachte mir, ein kurzer Bericht über die Musterung sei zu Anfang gar nicht so verkehrt, da diese ja bekanntlich der erste Schritt ist.

Angefangen hat alles auf einem Infotag der Bundeswehr in unserer Stadt. Dort habe ich in dem sogenannten Bundeswehr-Truck einen Termin für ein Beratungsgespräch beim Karriereberater bekommen. Mitbringen musste ich zu diesem Termin lediglich einen tabellarischen Lebenslauf.
Das Gespräch war an sich und für mich gar nicht so interessant. Ich saß mit etwa zwanzig anderen zusammen in einem Raum, während einer der Karriereberater gut eine Stunde über die Bundeswehr gesprochen und alles erklärt hat. Wer sich noch nicht so gut auskennt und nicht, wie ich, vorher schon viele Erfahrungen gemacht hat, sollte sich diesen Infovortrag nicht entgehen lassen.
Anschließend ging es dann einzeln zu einem persönlichen Gespräch. Da ich mir bereits sicher war und wusste, was ich wollte, sprach der nette Herr sogleich die Bewerbung mit mir durch. Es waren schlichtweg viele Zettel, die ich ausfüllen musste, dann wurde mein Lebenslauf daran geheftet und das war’s dann auch schon. Nichts Wildes. Eine ‚richtige‘ Bewerbung schreiben muss man nicht. Diese Bewerbung wurde abgeschickt und ich musste warten.

Nach etwa vier Wochen kam dann per Post die Einladung zur Musterung.

Ich bekam ein Zugticket gestellt und machte mich dann am besagten Tag auf nach Düsseldorf. Da sein sollte ich um 16 Uhr, also war ich vorher noch brav in der Schule und habe eine Klausur geschrieben. Dementsprechend fühlte ich mich so gar nicht bereit und wach und konzentriert genug.
Normalerweise ist es so, dass man als Bewerber für den freiwilligen Wehrdienst nur etwa einen halben Tag braucht und dann wieder nach Hause fahren darf. Ich hingegen musste 1 ½ Tage bleiben, da etwas mit der Planung schiefgelaufen ist. Aber es war nicht schlimm, stattdessen konnte ich am nächsten Tag frisch starten.

So kam ich um 15:30 Uhr im Karrierecenter an, wurde sogleich bestimmt darauf hingewiesen, dass ich im Gebäude doch bitte meine Mütze abnehmen solle. Dann bekam ich eine Stube zugewiesen, Bettbezüge und einen Schlüssel für den Spind, sowie die Anweisung, mich um 21 Uhr im Besprechungsraum einzufinden. Zudem bekam ich noch eine Laufmappe, die ich im Gebäude immer ‚am Mann haben‘ sollte. Dort standen die Regeln und Informationen zu gewissen Dingen drin und ich sollte alle Zettel, die ich im Laufe des Geschehens bekam, dort abheften.
Dann ging es auf die Stube. Da wir nur sehr wenige Frauen waren, hatte jeder von uns eine eigene und somit reichlich Privatsphäre. Ich habe mich nur kurz damit aufgehalten, mein Bett zu beziehen und bin dann auf die Suche nach anderen Mädels gegangen. Ich fand eine junge Frau im TV-Raum, und da sie an dem Abend nichts mehr zu tun hatte und ich auch erst spät zur Besprechung musste, sind wir in die Stadt gegangen, um etwas zu essen. [Es gibt auch im Gebäude Abendessen, nur haben wir dies verpasst]

Die Besprechung um 21 Uhr war ziemlich unspektakulär. Drei anderen Bewerbern, allesamt männlich, und mir wurde lediglich grob erklärt, was uns am nächsten Tag so erwartet. Nach guten zehn Minuten wurden wir auch schon wieder entlassen.

Um 06:30 Uhr des nächsten Tages sollten wir FWD-Bewerber uns am Empfang einfinden. Dementsprechend ging ich am Vorabend früh ins Bett [mein Rat, nimmt euch Ohrstöpsel mit, die Stuben sind verdammt hellhörig – aber sorgt dafür, dass ihr den Wecker hört].
Da ich morgens alle Ruhe der Welt haben wollte, endete meine Nacht um kurz vor fünf. So hatte ich reichlich Zeit, um zu duschen und mich fertigzumachen. Was bei mir bedeutete, Haare föhnen und ganz dezentes Make-Up auftragen. Ich persönlich hatte mich zudem für ein recht sportliches, aber eher schickes Outfit entschieden, sprich dunkle Jeans, Top und Blazer. Ein andere hingegen lief in Jogginghose herum – aber ich habe keine Ahnung, ob sie es geschafft hat. Ich würde es jedenfalls nicht raten.
Später dann, als die anderen Mädels ebenfalls auf den Beinen waren, ging es um kurz vor sechs zum Frühstück. Und ich muss sagen, es hat nun wirklich nichts gefehlt.

Leider wurde es dann auch ernst. Wir mussten eine Urinprobe für den Drogentest abgeben, dann gute zwei Stunden warten, ehe es dann weiterging mit messen und wiegen. Dem folgte ein Hör- und Sehtest. Es war ziemlich amüsant, da ich den Hörtest beispielsweise erst nicht gerallt habe und nicht wusste, ob ich nur einen Tinnitus hab oder ob das wirklich schon ein Geräusch war, auf das ich reagieren musste. Aber es lief schlussendlich alles super.
Anschließend musste ich zur ärztlichen Untersuchung, aber natürlich nicht, ohne noch einmal eine Stunde zu warten. Irgendwann fand ich mich dann doch vor zwei Ärztinnen wieder, die mir erst einmal einen ganzen Haufen von Fragen gestellt haben über Krankheiten, die ich hatte oder nicht hatte. Und für die Frauen gab es dann auch ein paar spezielle Fragen über Schwangerschaft und solcherlei.
Danach wurde der Puls gemessen, mir in Ohren und Mund geschaut und mein Körper durchgecheckt. Sprich, gerade hinstellen, einen Gehtest und Bewegungstest, von wegen „Berühren Sie mal Ihre Fußspitzen.“ Ich selbst habe ein leichtes Hohlkreuz sowie eine Fehlstellung der Fußgelenke, wegen der ich nach innen laufe. Aber auch das war keineswegs schlimm und ich wurde T2 gemustert und weitestgehend für alle Verwendungen zugelassen [für ein paar war ich allerdings mit meinen 1,67m zu klein].

Nach der Untersuchung musste ich dann ausnahmsweise Mal nicht warten. Es ging sogleich zum sogenannten CAT-Test. Der Test ist ein Computertest über…alles.
Einmal deutsche Grammatik, dann Mathe, Physik, Technik, logisches Denken, Reaktionstest, Konzentrationstest, ein Fragebogen.
Aber alles der Reihe nach.

Deutsch war einfach. Es ging um Zeichensetzung, Wortwahl, Satzbau. Mathe war dann schon anspruchsvoller. Die Aufgaben waren an sich nicht schwer – und ich bin ein absoluter Mathe-Nicht-Könner – allerdings hatte man lediglich einen Schmierzettel und keinen Taschenrechner.
Da waren Aufgaben von Flächenberechnung bis hin zu Linearfunktionen. Und ich muss auch sagen, dass viele Aufgaben mit logischem Denken und Ausschlussprinzip gelöst werden konnten.
Zu Physik und Technik kann ich kaum etwas sagen, da ich kaum etwas verstanden habe. Eigentlich muss man kaum etwas davon verstehen, weil in den Fragestellungen selbst das meiste erklärt ist. Aber es war alles andere als leicht für mich.
Logisches Denken war ebenfalls anspruchsvoll, aber weitestgehend nicht schwer. Wer schon einmal einen IQ-Test gemacht hat, dürfte diesen Typ der Aufgaben kennen. Zahlenreihen weiterführen, Muster erkennen und sowas.
Am Lustigsten war mit Abstand der Reaktionstest. Man hat einen roten und einen blauen Pfeil und vier Felder. Bei dem blauen Pfeil musste man die Richtung angeben, in die er zeigte. Sprich, stand der Pfeil oben aber zeigte nach unten, musste man unten angeben.
Beim roten Pfeil musste man den Ort angeben. Stand er oben, musste man oben angeben.
Nun, es waren gefühlte zweihundert Aufgaben, für die man eine gefühlte Sekunde Zeit hatte. Zwischendurch kam ich immer wieder raus und musste ein paar Sequenzen verstreichen lassen, aber lasst euch da nicht aus der Ruhe bringen.

Dann war da noch der Konzentrationstest. Man eine senkrechte Reihe mit chinesischen Schriftzeichen und oben eine Leiste, in der diesen Zeichen Zahlen von 1-9 zugeordnet wurden. Man musste dann die zwei untersten Zeichen übersetzen, addieren und eintragen. Dann das dritte Zeichen von unten übersetzen, mit dem Ergebnis der ersten beiden Zeichen addieren und eintragen. Immer so fort. Es waren ca. 10-15 Zeichen übereinander und ich habe es kein einziges Mal bis ganz nach oben geschafft. Aber auch da nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Das letzte war dann der Fragebogen. Zig Fragen von wegen „Sind Sie rassistisch?“, „Machen Sie Kampfsport?“, „Haben Sie sich schon einmal auf der Straße geschlagen?“, „Mögen sie Ausländer?“. Viele Fragen wiederholen sich und sind nur anders gestellt. Also seid einfach ehrlich, ihr habt sicherlich eure eigenen Gründe für diese und jene Antwort, die ihr im psychologischen Gespräch erläutern könnt.

So, dann war der CAT-Test nach gefühlt endlosen Stunden – ich glaube, es waren knapp zwei – vorbei. Ich musste wieder kurz warten, ehe ich die Ergebnisse in einer verschlossenen Mappe bekam und dann zur Anlaufstelle bringen musste. An dieser Anlaufstelle saß immer jemand, der einem sagen konnte, was man als nächstes tun musste, wenn man es selbst nicht mehr wusste. Dort gab ich dann die Ergebnisse ab und durfte um kurz nach zwölf zum Mittagessen gehen. Auch da fehlte nichts, das Essen war recht gut, die Leute allesamt nett, sodass man sich einfach dazusetzen und mit ihnen reden konnte.

Nach dem Essen stand dann meine größte Sorge bevor, nämlich das Gespräch mit dem Psychologen. Allerdings flaute die Angst auch während der langen Warterei ab. Da Handys streng verboten waren und nur auf der Stube oder außerhalb des Gebäudes benutzt werden durften, vertrieb ich mir die Zeit damit, die ausgehängten Dienstgrade zu lernen, Zeitschriften zu durchstöbern und irgendwann dann auch zu dösen. Nur peinlich, dass mich dann die Psychologin aus diesem Dämmerzustand herausriss und ich – die immer sehr mies gelaunt ist, wird sie geweckt – ihr einen wohl nicht allzu freundlichen Blick schenkte. Aber die Frau war sehr nett und wirkte auf mich offen und gar nicht allzu kritisch. Es war also keineswegs so, dass sie versuchte, mir einen Strick zu drehen. Sie sprach mit mir darüber, warum ich zur Bundeswehr möchte, was ich mir so vorstelle, wie Freunde und Familie dazu stehen, über meine Lebensumstände und über die Schule [ich musste Kopien meiner Zeugnisse mitbringen und ihr vorlegen], warum diese und jene Note eher schlecht war und warum mir dieses und jenes Fach so gut lag. Und am Ende ging es dann auch um meine Hobbies, wo sie sehr interessiert und positiv auf meine Kampfsporterfahrungen reagierte. Auch hier, seid offen und ehrlich, lügt nicht und erzählt keinen Mist. Seid einfach ihr selbst und steht dazu.

Schließlich gab sie mir grünes Licht und ich durfte zum Einplaner. Nun, theoretisch hatte ich es an dieser Stelle bereits geschafft, es aber gewiss noch nicht realisiert. Ich durfte mich am Empfang zu den anderen Wartenden gesellen, wühlte mich da wieder durch allerlei Zeitschriften, erntete Gelächter, als ich höflichst nach einem Kulli fragte, um das in diese Zeitschriften vorhandene Sudoku lösen zu können. Neben mir erhielt ein Herr noch einen Einlauf, da er dummerweise sein Handy zückte, um damit zu spielen.

Nach zwei Stunden des Wartens war ich dann endlich an der Reihe und kam zum Einplaner. Ich hatte sehr, sehr großes Glück, es gab genug freie Stellen bei meinen Wunschverwendungen, sodass ich quasi frei wählen konnte. Meine Wunschverwendung war für meinen Geschmack leider zu weit weg, weswegen ich dann auf meinen Zweitwunsch beharrte und diese Stelle auch bekam. Für mich geht es nach der Grundausbildung in einem Panzergrenadierbataillon zu den Jägern.

Danach gab es dann noch eine Berufsförderberatung, wie auch immer sich das noch einmal nennen mochte. Da wurde mir lediglich erzählt, welche Lehrgänge ich während des freiwilligen Wehrdienst besuchen kann, sprich Englisch, Bewerbungstraining und solche Dinge.
Und dann, liebe Freunde, war ich endlich fertig. Auch mit den Nerven. Ich packte nur noch meine Sachen zusammen, brachte Schlüssel, Bettzeug und Mappe weg, erhielt meine Fahrkarte für die Rückfahrt und durfte dann gegen 16 Uhr nach Hause reisen. Am Bahnhof traf ich noch auf einen der Jungs, der sich ebenfalls beworben hatte, allerdings war es bei ihm am Psychologen gescheitert.

Ich für meinen Teil trat dann glücklich die Heimreise an und bekam etwa 5-6 Wochen später den endgültigen Einberufungsbescheid, wann ich wo zu Dienstantritt zu sein habe.

Das ist nun ein ziemlich langer Bericht geworden und ich hoffe, es hat einen kleinen Einblick in das ganze Geschehen gebracht.
Und, bevor die Frage jetzt aufkommt: als Bewerber für den FWD macht man keinen Sporttest. Allerdings würde ich mich dann nicht auf Unsportlichkeit ausruhen, spätestens in der Grundausbildung sollte man fit sein.

Das war’s von meiner Seite zur Bewerbung und Musterung.
See ya.



Hallo allerseits!
Zur Bundeswehr zu gehen war schon seit geraumer Zeit ein Ziel, welches ich unbedingt erreichen wollte. Und sei es auch nicht für immer, so war es mir dennoch wichtig, immerhin einen persönlichen Einblick in das Leben eines Soldaten zu bekommen. Nun ist es also so weit: meine dreimonatige Grundausbildung beginnt am 1.7.2015.
Um meine Eindrücke für mich festzuhalten, ist es mir selbst wichtig, in einer Art Tagebuch darüber zu schreiben. Da mich ohnehin viele Leute fragen werden, was ich so mache und es freilich auch viele Interessenten gibt, denen vielleicht die Erfahrungsberichte aus erster Hand fehlen, dachte ich mir, erstelle ich einen Blog, um über die Grundausbildung zu berichten, Erfahrungen zu teilen und meinen eigenen Weg festzuhalten.

Nun, wer bin ich?
Ich heiße Lisa und komme aus dem Ruhrgebiet. Kürzlich habe ich mein Abitur gemacht und möchte nun freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr leisten. Wie, als Frau zum Bund? Ja, genau. Ich bin eine Frau und ich gehe zur Bundeswehr. Vielleicht macht es ja auch einigen anderen Mädels Mut, die sich noch nicht ganz sicher sind und glauben, der Soldatenberuf passt nicht zum weiblichen Geschlecht.

Vorab muss ich allerdings auch sagen, dass ich selbst noch nicht weiß, wie es werden wird. Vielleicht versage ich, vielleicht auch nicht. Wir werden sehen.
Auch muss ich sagen, dass ich keinesfalls genaue Angaben machen kann und werde. Ich werde nicht preisgeben, wo ich die Grundausbildung mache, ich werde keine Namen nennen und keine geschützten Inhalte veröffentlichen, da mir dies untersagt ist.
Ich möchte lediglich meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke teilen, um sie für mich selbst zu erhalten und anderen grobe Einblicke zu verschaffen. Dieser Blog ist also keine theoretische Grundausbildung. Ihr werdet kein Soldat, nur weil ihr das hier lest. Ihr werdet aus diesem Blog gar nichts lernen, nur Einblicke erfahren.
Wer etwas lernen will, muss schon selbst zur Bundeswehr gehen. :D

Kritik, Fragen und Anmerkungen sind natürlich erlaubt und gern gesehen. Wer etwas wissen möchte, kann mich gern unter der E-Mail-Adresse [GrundausbildungBW@gmx.de] oder auf Ask.fm [http://ask.fm/GrundausbildungBW] kontaktieren. Ich werde antworten, sobald ich die Möglichkeit habe.

Ansonsten wünsche ich allen Lesern viel Spaß!