Samstag, 18. Juli 2015
Nachdem ich nun einige Stunden mit der Nachbereitung des Unterrichtsstoffes verbracht habe, ist es auch wieder Zeit für einen Beitrag. Die dritte Woche ist zu Ende und es gab, auch wenn das Geschehen recht übersichtlich war, eine ganze Menge zu erfahren und zu lernen. Ich für meinen Teil hatte zum ersten Mal in meinem Leben eine echte Schusswaffe in der Hand, aber dazu gleich. Fangen wir doch einfach wieder einmal bei Montag an.

Das die Nacht um 4:30 Uhr zu Ende ist, ist bekannt. Momentan habe ich ein paar Probleme mit dem Aufstehen, schlafe nach dem Klingen des Weckers einfach wieder ein oder habe schlechte Laune. Aber spätestens, wenn einer der Ausbilder zum Wecken in der Stube steht, ist dann jeder wach. Wie es längst alltäglich ist, gab es dann alsbald Frühstück und danach schon den allerersten Waffenkontakt in Form von Stubenunterricht. Der Zug besteht, wie ich vielleicht schon einmal erwähnt habe, aus Gruppen. Jede Gruppe hat sich dann auf eine Stube zurückgezogen und vom jeweiligen Gruppenführer die P8 erklärt bekommen. Für jene, die es nicht wissen, die P8 ist eine Pistole und für meinen Teil eine, die ich schnell zu hassen lernte. Der etwa zweistündige Unterricht ging um die technischen Daten der Waffe und die Baugruppen. Auch bekamen wir sie zum ersten Mal in die Hand gedrückt.
Nach dem Unterricht bekamen wir sogleich den Auftrag, den kompletten Feldanzug anzulegen, sprich die Grundform der Uniform, dazu die Feldjacke, Helm, Schießbrille, Handschuhe, die Koppel und den Rucksack. Dann ging es hinaus auf eine Wiese – in strömendem Regen. Und dieser Regen hielt, nicht gerade zu unserer Freude, den gesamten Tag an und trotz des Nässeschutzes war ein jeder am Ende nicht mehr ganz trocken.
Nun, was taten wir dort draußen? Waffenausbildung, natürlich. Wie hält man die Waffe, wie steht man, was bedeutet Klar zum Gefecht und wie stellt man das her. Genaueres werde ich jedoch nicht preisgeben. Zwischendurch ging es dann kurz zum Mittagessen. Insgesamt waren wir etwa sieben Stunden dort draußen, ehe wir endlich, durchnässt und frierend, ins Gebäude zurückverlegten. Gleich darauf hieß es, die Waffen zu reinigen, oder besser gesagt, zu lernen, wie man eine Waffe zerlegte, reinigte und wieder zusammensetzte. Dann endlich durften wir uns umziehen und es ging zum Abendessen. Die darauffolgende Stunde an Pause war reinster Balsam für Körper und Geist – aber was wäre auch der Abend gewesen, wenn sich die Ausbilder nicht noch eine Überraschung ausgedacht hätten? Nun ja, eigentlich war es keine Überraschung, denn das Sport dazugehört, ist nur logisch. Und so begab sich Charlie wieder in den Regen hinaus und wurde gut 6 Kilometer durch die Kaserne gejagt. Ich für meinen Teil mag behaupten, ein guter Läufer zu sein und hatte wenig Probleme, viele meiner Kameraden jedoch hatten sehr mit sich zu kämpfen oder brachen sogar zusammen. Wer also zum Bund möchte – Leute, geht laufen. Dann ist das Leben dort gleich viel einfacher.
Jene, die durchgehalten haben, durften danach sofort duschen gehen und den Abend bis zum Zapfenstreich in Ruhe ausklingen lassen, während die, die stehen geblieben waren während dem Laufen sich noch einen Einlauf vom Zugführer abholen und sich danach schwer beeilen mussten, um noch alles pünktlich fertigzubekommen. Das war der Montag.

Der Dienstag verlief nicht großartig anders. Nur, dass meine Gruppe diesen Tag nicht draußen war, sondern sich die meiste Zeit im AGSHP, dem Schießsimulator, aufhielt. Dort durften wir das erste Mal schießen. Oder zumindest so tun.
Ich erwähnte bereits, dass ich die P8 nicht sonderlich gut leiden kann. Jetzt komme ich zum Warum. Das Abzugsgewicht der Waffe ist mit 5kg ziemlich hoch und viele Rekruten haben deutliche Schwierigkeiten, den Abzug abzukrümmen oder schaffen es erst gar nicht. Ich gehöre zu denen, die nicht die Kraft im Finger haben, um ohne vorgespannten Hahn zu schießen. Auch hier wieder ein Tipp: Besorgt euch einen Handtrainer und trainiert eure Hand, besonders den Zeigefinger. Mit vorgespanntem Hahn hingegen war alles super und mein Trefferbild 'bilderbuchmäßig'. Ich will mir dieses Wort nicht anmaßen, dazu habe ich noch viel zu wenig Ahnung von der Waffe und dem Schießen an sich.
Die restlichen zwei Stunden verbrachten wir wieder draußen mit Trockenübungen, während eine andere Gruppe im Simulator war.
Danach wieder Waffenreinigen, zerlegen und zusammensetzen, Abendessen. Doch statt Sport gab es dann einige Stunden recht entspannenden Unterricht.

Der Mittwoch sah ziemlich genau so aus wie der Montag. Trockenübungen auf dem Feld bis zum Nachmittag, Waffenreinigen, Abendessen, eine Stunde Pause und dann Sport. Wieder 6 Kilometer, jedoch hielten wir unterwegs auf einem Sportplatz an und quälten uns mit Liegstützen, Sit-Ups und anderen Übungen ab. Wobei ich auch hier wieder reichlich Spaß hatte und sportlich sehr gut mithalten konnte. Manche Übungen waren tatsächlich schlichtweg toll. Seltsamerweise hielten an diesem Tag die meisten durch und waren nach der Stunde auf dem Sportplatz bester Laune. So ging es dann joggend und später auch brüllend weiter. Wahnsinn, wie laut ein Zug irgendetwas singen oder brüllen kann, und ich hoffe, die ganze Kaserne hat uns gehört. Und schon war der Tag wieder zu Ende.

Der Donnertag ähnelte dem Dienstag. Nein, er war gleich, nur dass wir an diesem Tag an das G36, das Sturmgewehr, herangeführt wurden. Es gab wieder Stubenunterricht, Trockenübungen auf dem Feld bis in den Nachmittag, Waffenreinigen, Abendessen, Unterricht. Und, als wir uns alle geistig schon fast im Feierabend befanden, einen Test. Natürlich war der Unterricht nicht dafür da, dass alles wieder vergessen wurde, aber so wirklich ans Lernen hatte niemand gedacht. Demnach viel der Test auch ergreifend schlecht aus, und die schlechtesten durften sich wieder einmal ihren Anschiss abholen.
Abitur war an dieser Stelle doch für etwas gut. Mein Hirn hatte es geschafft, dass Wichtigste herauszukramen und aufs Papier zu bringen, ohne wortwörtlich gelernt zu haben. Glück im Unglück.

Oh Freitag, heiß ersehnter Freitag. Und wir hatten nichts zu tun. Wirklich wortwörtlich nichts. Nach dem Frühstück reinigten wir Stuben und Reviere und das gute drei Stunden lang, ehe den Ausbildern noch einfiel, einen zweiten Test zu schreiben, für den zu lernen eigentlich gar keine Zeit gewesen war, dann gab es das Kompanieantreten und folgend endlich Dienstschluss.

Aufgrund der beiden Tests habe ich den Samstag bis hierher damit verbracht, alles feinsäuberlich in ein Heft zu übertragen und zu lernen. Und damit werde ich nun auch weitermachen müssen.

Ausblick für nächste Woche: es geht natürlich weiter mit der Waffenausbildung und auch erstes, scharfes Schießen ist angesetzt. Was das bedeutet, weiß ich nicht, doch ich bezweifle, dass die Ausbilder uns sogleich auf irgendwelche Schießbahnen loslassen, wo wir doch noch so unsicher an den Waffen sind. Die Antwort darauf folgt dann nächste Woche.

Adieu.