Sonntag, 5. Juli 2015
Nun ist es bereits Sonntag und in wenigen Stunden geht es auch schon wieder zurück in die Kaserne, um die zweite Woche anzutreten. Die erste war zwar nur gut drei Tage lang und doch gibt es eine Menge Eindrücke, über die ich erzählen kann und werde.

Alles begann natürlich am Mittwoch mit dem eigentlichen Dienstantritt. Die Rekruten wurden allesamt mit Shuttlebussen vom Bahnhof abgeholt und in die Kaserne gefahren, wo es zu allererst eine Menge Papierkram zu erledigen galt. Da ich mit eine der ersten war, mussten ich und andere überpünktliche Leute schlussendlich ziemlich lange in einem Warteraum mit Kurzfilmberieselung ausharren. Ich glaube, jeder von uns konnte nach den 2-3 Stunden Wartezeit jeden einzelnen Film mitsprechen und auch die für uns verantwortlichen Soldaten schienen langsam, aber sicher, wirklich irre zu werden und waren drauf und dran, den Beamer zu zerlegen. Ich zitiere einen Soldaten: „In ein paar Monaten seid ihr genauso verrückt wie ich!“
Doch man hat natürlich an uns gedacht und uns Verpflegung in Form von Sandwiches, Obst, Säften und Wasser zur Verfügung gestellt.

Am Vormittag ging es dann endlich in jenes Gebäude, welches für die kommenden drei Monate unser Zuhause sein wird. Es kam noch mehr Papierkram, und während der erneuten Wartezeit erste Anweisungen, wie wir in Reih und Glied an der Wand stehen und geradeaus starrten. Anschließend wurden wir auf die Stuben verteilt und bekamen ein wenig Zeit, um unsere Kameraden kennenzulernen. Ich selbst, sowie alle anderen 16 Frauen sind gemeinsam im Charlie-Zug. Zudem gibt es noch den Bravo-Zug, der allerdings ausschließlich aus gut 50 Männern besteht. Der Charlie-Zug hat etwa noch 32 Männer. Wir sehen also, das männliche Geschlecht überwiegt deutlich.
Ich teile mir die Stube mit bisher drei Kameraden, wobei eine vierte bald folgen wird, die die Grundausbildung wiederholt und momentan noch krank ist.

Nach dieser kurzen Kennenlernphase gab es auch schon das erste Antreten auf dem Flur. Wir lernten sogleich die ersten Befehle kennen, wie die Grundstellung, Rechts-Um, Links-Um, Kehrt und so weiter. Das wir am Ende wirklich zwei Stunden damit beschäftigt waren, ist mir kaum aufgefallen. Anschließend ging es dann zu einem kurzen Rundgang durch die Kaserne nach draußen, doch auch das nicht ohne zu lernen, wie man denn richtig marschiert. Tatsächlich ist es nicht allzu schwer, hat man sich erstmal an den niedrigen Abstand zu seinem Vordermann gewöhnt [man läuft so nah hinter diesem, dass man ihm die Hand auf die Schulter legen kann] und den Rhythmus verinnerlicht, nur fällt es manchen Kameraden durchaus schwer, Rechts von Links zu unterscheiden, und nicht wenigen wurden bei diesem Rundgang die Schuhe von den Fersen getreten. Wir lernten die Kantine kennen, aktivierten unsere Essenskarten und kehrten dann in Marschformation ins Gebäude der Kompanie zurück.
Und leider gab es aufgrund des wirklich unangenehm heißen Wetters schon den ein oder anderen Ausfall, wo schlichtweg der Kreislauf zusammengeklappt ist. Das Gute war jedoch auch, dass wir stets genug Wasser zur Verfügung hatten und auch genug Möglichkeiten, zu trinken.

Es war kaum zu glauben, dass sich der Tag dann schon dem Ende zuneigte. Die Ausbilder machten sich einen Spaß draus, uns immer wieder aus den Stuben herauszubrüllen, damit wir schnell richtig antreten lernten, erklärten uns bei jeder Gelegenheit die ein oder anderen Dinge. Auch gab es alsbald das sogenannte Taschenquiz, bei dem uns ein Dienstgrad gezeigt wurde und wir den benennen mussten. Ich selbst hatte mich schon längst mit den Dienstgraden beschäftigt und somit keine Probleme mehr damit gehabt, sodass ich im Laufe des Abends immer öfter von diesem Quiz verschont blieb, während andere Rekruten förmlich alle zwei Minuten abgefragt wurden.

Gegen 19 Uhr wurde uns dann Abendverpflegung ins Gebäude gebracht, wir konnten in Ruhe essen und ließen dann den Abend mit Antreten und Taschenquizzen abklingen. Um 22 Uhr dann war Zapfenstreich, das heißt, wir hatten im Bett zu liegen und nach Empfehlung auch zu schlafen.

Denn um 5 Uhr war die Nacht zu Ende. Um 5:20 Uhr hieß es Antreten und bis dahin hatte man fertig zu sein. Es ging sogleich zum Frühstück in die Kantine, für das wir eine halbe Stunde Zeit hatten, ehe es wieder ins Gebäude ging. Was das Essen angeht, so muss ich doch sagen, dass nichts fehlt und man so gut wie niemals hungrig sein muss.
Und wieder ging es weiter mit Antreten, Grundstellung, Dienstgraden, grob die Stuben reinigen, sowie die Einteilung der Reviere. Jede Stube hat ein Revier im Gebäude, für dessen Sauberkeit sie, zusätzlich zur Stube, zuständig ist.

Gegen 11 Uhr ging es dann zum Einkleiden. Die Wartezeit wurde uns wieder mit Taschenquizzen vertrieben, sowie mit einem spontanen und mündlichen, theoretischen Unterricht über die Waffen, die die Bundeswehr so hat.
Das Einkleiden war ziemlich interessant. Man fuhr wortwörtlich mit einem Einkaufswagen die verschiedenen Stationen ab, probierte Sachen an, packte sie ein und fuhr weiter. Es dauerte jedoch auch ziemlich lange, bis alle Rekruten am Ende einen Seesack, eine riesige Mehrzwecktasche und den Kampfrucksack voller Ausrüstung hatten. Dies wurde dann mit einem LKW zum Gebäude gefahren, auf den Flur geschmissen, und dann hieß es, in fünf Minuten den Feldanzug anzulegen. Keine schwierige Aufgabe, wenn denn in jenen Taschen auch nur halbwegs Ordnung geherrscht hätte. Zwanzig Minuten später lagen die Stuben dann vollkommen im Chaos und jeder Rekrut war halbwegs anständig angekleidet. Da es auch schon wieder relativ spät war, gab es, wie auch das Mittagessen ein paar Stunden zuvor, das Abendessen ins Gebäude.

Ein kleiner Einwurf zwischendurch: ein Ausbilder riet uns, stets den Löffel am Mann zu tragen, da man auch alles mit einem Löffel essen kann. Nun, habt ihr schon einmal versucht, ein Brot mit einem Löffel zu schmieren? Interessante Erfahrung.

Den restlichen Abend waren wir schwer damit beschäftigt, die Spinde ordnungsgemäß einzuräumen und dann war auch der zweite Tag schon wieder zu Ende, und die Füße von den Stiefeln zerstört. Wobei ich auch hier wieder Glück hatte und nur mit einem tauben Zeh davongekommen bin, während andere bereits Blasen über Blasen haben.

Ebenfalls interessant war die Erfahrung, mit 17 Frauen und zwei Duschen innerhalb von 15 Minuten fertig zu sein. Normalerweise sind es ja die Frauen, die lange brauchen, doch im Charlie-Zug scheint es Gang und Gebe, dass die Männer so viel Zeit brauchen, dass wir selbst nach Zapfenstreich zur Strafe 2-3 Mal antreten müssen.

Tag 3. begann wieder um fünf Uhr und dem Frühstück. Auf dem Rückmarsch von der Kantine zum Gebäude hat es dann richtig schön gepisst, sodass alles und auch wirklich alles pitschnass war. Es gab nur wenig Zeit, um sich umzuziehen und die nassen Sachen aufzuhängen, ehe es dann schon zum ersten Unterricht beim Kompaniechef ging. Eigentlich war es nur eine kurze Vorstellung der wichtigen Personen, sowie der Kaserne an sich. Danach lernten wir noch, wie man Meldung macht, probten das Kompanieantreten und reinigten Stuben und Reviere.
Nach dem eigentlichen Kompanieantreten und noch einigen Anweisungen, ging es dann am Freitag um etwa 11:30 Uhr in den Dienstschluss.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass es schon eine wahnsinnige Umstellung ist und man sich an alles gewöhnen muss, und man sich aber auch schnell an alles gewöhnt hat. Der Dienst von 5-22 Uhr ist bisher noch nicht so ergreifend hart, das Wetter ist für meinen Geschmack auch nicht so unerträglich und der militärische Umgangston auch nicht allzu krass. Ich selbst kann gut mit alledem leben, spreche an dieser Stelle aber auch nur für meine Person. Fünf der Männer haben bereits gekündigt und ich bin gespannt, wer morgen noch da sein wird.

Nun, da der Bericht nun schon ziemlich lang ist – ich werde mich ab der nächsten Woche auf jeden Fall kürzer fassen – beende ich ihn an dieser Stelle. Fragen sind wie gesagt erlaubt und werden auch beanwortet, sobald ich die Zeit finde.
Der Bericht über Woche 2. folgt dann nächsten Samstag o. Sonntag.

Euch allen eine schöne Woche!